Ein paar Bemerkungen zur Technik
„Mit welcher Kamera haben Sie denn dieses Bild gemacht?“
Eine Frage, die ich sehr oft höre. Nun ich fotografiere mit zwei Digitalkameras. Dazu kommen mehrere Objektive, die einen Brennweitenbereich von 8 – 600mm abdecken, sowie diverses Zubehör, wie Filter, Konverter, Stativ etc.
Ach so, Sie meinen ob ich mit einer Canon oder Nikon etc. fotografiere?
Nun, das ist doch vollkommen egal! Wenn Sie das Grundgerüst des Fotografierens beherrschen, können Sie mit jeder Kamera gute Bilder machen. Sicher, abhängig vom fotografischen Schwerpunkt, gibt es unterschiedliche Anforderungen, die nur mit bestimmten Kameras zu erfüllen sind: Um z.B. Tiere in freier Wildbahn zu fotografieren oder um Sportaufnahmen beim Fußball zu machen empfiehlt sich eine Kamera an die sie Teleobjektive mit hoher Lichtstärke (ab f 2.8)und großer Brennweite (ab 300mm) anschließen können. Ebenso sollte diese Kamera „schnell“ sein, d.h. schneller und präziser Autofokus und hohe Bildfrequenz.
Möchten Sie dagegen schöne Bilder vom Urlaub in fremden Ländern machen und sich dabei nicht mit einer schweren Ausrüstung abplagen, reicht auch eine gute Kompaktkamera, oder vielleicht reicht sogar eines der aktuell Top-Smartphones.
Smartphones der Oberklasse lösen Kompaktkameras immer mehr ab. Sie erzielen in praktisch allen Standardsituationen eine Qualität, die der von DSLRs/Systemkameras ebenbürtig ist. Hinzu kommt, dass sie (wie mein aktuelles iPhone) Aufnahmen im RAW-Format ermöglichen und so erlauben, mit entsprechender Software ein Optimum aus den Bildern herauszuholen. Man kann dann noch spezielle Foto-Apps (z.B. ProCamera) verwenden, die deutlich mehr Funktionalität bieten als die Standard-Apps, die mit dem Smartphone geliefert werden.
Aber im Ernst, würden Sie auf die Idee kommen, einen unserer Starköche zu fragen, mit welchen Töpfen er so gut gekocht?
Sicher nicht. Natürlich wird auch er gutes Werkzeug haben, aber wenn ein Koch grundlegende Dinge nicht beherrscht, nützen ihm auch die besten Messer und Töpfe nichts.
Eine andere oft gestellte Frage ist „Wie lange haben sie für dieses oder jenes Foto gebraucht?“ Ich neige dann dazu zu antworten:
„1/250 Sekunde“ oder entsprechend der Belichtungszeit des jeweiligen Bildes.
Aber das ist eigentlich auch nicht richtig: Für das Bild einer Großtrappe in der spanischen Extremadura saß ich von morgens 6 Uhr bis abends 21 Uhr in einem Versteck und war 10 Tage in dieser Gegend unterwegs. Kurz gesagt, um all diese Bilder zu machen dauerte es Jahre. Manche waren das Ergebnis eines glücklichen Augenblicks, aber für viele war viel Geduld, Ausdauer und gute Vorbereitung nötig.
In diesem Sinne: Lernen Sie zu fotografieren und kümmern Sie sich erst an zweiter Stelle um die Technik. Möglichkeiten sich Grundkenntnisse der Fotografie anzueignen gibt es genug: das Internet, die VHS, ein Fotoclub oder ein Buch (auch antiquarisch, da die grundlegenden Dinge unabhängig von der Technik sind und heute immer noch gelten).
Kaufen sie sich dann eine Kamera, die ihrem Budget entspricht und die ihnen von der Bedienung und „Haptik“ sympathisch ist. Lassen sie sich nicht von Verkäufern beschwatzen, verfallen sie nicht dem Megapixel-Wahn und hören Sie nicht auf die Marken-Fetischisten, jede Systemkamera macht technisch einwandfrei Bilder! Aber gute Bilder machen Sie und nicht die Kamera!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß an der Fotografie und allzeit gutes Licht.